Samstagmorgen, 8 Uhr, Deutschland, -10° Celsius. Mit Koffer, Stativtasche und Fotorucksack stehe ich an einem kleinen Bahnhof in Franken. Ziel: Flughafen München und von dort aus nach Dubai. Im ICE male ich mir in Gedanken die sandige Landschafts Dubai bei 25 Grad aus während draußen die schneebedeckten Landschaften Bayerns vorbeiziehen … Zwölf Stunden später: Es ist Nacht, mittlerweile schaue ich aus dem Fenster eines Flugzeugs. Nachmittags ging es in München los, leider ohne viel Sicht, nur ein dichtes Wolkenfeld. Ich bin etwas enttäuscht, zu gerne hätte ich neue unbekannte Landschaften von oben gesehen. Doch jetzt sehe ich in der Dunkelheit plötzlich einzelne Lichtflecken. Ein kurzer Blick auf die Karte auf dem Monitor vor mir ergibt: Wir fliegen gerade über den Irak. Unter mir plötzlich ein heller sehr großer Fleck … eine Stadt, vermutlich Bagdad. Wow.
Die Sicht bleibt klar, irgendwann erahne ich anhand den Lichtern eine Küstenlinie, wahrscheinlich Kuwait.
Nach knapp sechs Stunden im A380 wird wenig später auch schon die Landung in Dubai angekündigt. Ich erhasche einen ersten Blick auf die Stadt, entdecke den alles überragenden Burj Khalifa im recht dunklen Meer der Wolkenkratzer.
Am Dubai International Airport steige ich aus dem Emirates Flieger und wandere durch die strahlend weißen Hallen des Flughafens. Passkontrolle, langes Warten am Gepäckband, anstehen in der Taxi-Schlange. Über die breiten mehrspurigen Schnellstraßen Dubais geht es Richtung Hotel, die ersten Wolkenkratzer ziehen vorbei. In der Ferne erspähe ich die Bauten an der Sheikh Zayed Road. Ein Uhr Nachts, Hotel, einchecken, Wecker stellen, ein letzter Blick aus dem Fenster, Schlafen.
Vier Tage liegen vor mir, Fotografie, Essen, Schlafen. Am nächsten Morgen geht's los. Mein Hotel liegt nur 100 Meter von der Sheikh Zayed Road, sowie einer Metrostation entfernt und ist somit der optimale Ausgangspunkt für meine geplanten Ziele. Die Sheikh Zayed Road ist die 12-spurige Lebensader Dubais. An ihr hat sich die Stadt vom Kern am Dubai Creek nach Süden Richtung Abu Dhabi in einem unglaublichen Tempo ausgebreitet hat. Dort zieht es mich sofort hin. An ihr werde ich mich hauptsächlich in den nächsten Tagen bewegen. Auch die Metrolinie verläuft parallel zu dieser Straße. Ich stehe zwischen den Wolkenkratzern, an mir vorbei rauscht der morgendliche dichte Berufsverkehr, genau deswegen bin ich hier. Vor zwanzig Jahren sah es hier noch so aus.
Überqueren kann man die Straße nur an wenigen Punkten, z.B. an den Metrostationen. Diese sind auf Grund der hohen Temperaturen im Sommer komplett klimatisiert. Es herrscht ein teilweise extrem starker Wind und nach kurzer Zeit weht es meine Kopfbedeckung direkt auf die Sheikh Zayed Road. Ich arbeite mich an der Straße langsam voran Richtung Emirates Towers. Danach das erste Mal in die Metro und Richtung Burj Khalifa. Nach einem kurzen Abstecher in die Dubai Mall und mit neuer Kopfbedeckung stehe ich dann das erste Mal direkt vor dem höchsten von Menschenhand geschaffenen Gebilde. Erst jetzt realisiere ich, dass ich wirklich angekommen bin und wie fantastisch die nächsten Tage werden.
Es geht zurück zur Metro, eine Station zurück und von dort zum Hotel Four Points Sheraton. Hier gibt es ein frei zugängliches Dach mit Pool und Bar, ein sehr fotografenfreundlicher Ort. Von hier aus hat man einen fantastischen Ausblick auf die Sheikh Zayed Road. In der Ferne kann man im Meer zudem die Umrisse von The World erahnen.
Den Rest des Nachmittags erkunde ich weiter die urbane Welt die sich an den Rändern der Straße ausgebreitet hat. Überall sind kleine Baustellen zu finden, sandige Bereiche wechseln sich mit grün bepflanzten und bewässerten Straßenrändern ab. Ich arbeite mich vor bis zum Autobahnkreuz das diesen Bereich von Dubai Downtown abgrenzt. Praktischerweise haben diese Autobahnkreuze Fußgängerwege, was sich auch in den folgenden Tagen noch als sehr hilfreich herausstellen sollte. Gegen 17 Uhr geht es erst mal zurück ins Hotel um Daten zu sichern, den Füßen etwas Erholung zu gönnen und Vorbereitungen für die abendliche Tour zu treffen.
Kurz nach 18 Uhr stehe ich dann mit Stativ wieder auf dem Dach des Four Points Sheraton. Ich sehe gerade noch die Sonne im persischen Golf versinken. Der Sonnenuntergang an sich ist ziemlich unspektakulär und farblos. Beim Aufbauen des Stativs dann ein Schockmoment: Die Schnellwechselplatte lässt sich nicht vom Stativkopf (ein gerade mal zwei Monate alter Getriebeneiger) lösen. Anscheinend waren die Belastungen des Fluges etwas zu viel und irgendwas hat sich verklemmt. Minutenlang versuche ich verbissen die Platte zu lösen. Vergeblich. Währenddessen rückt die blaue Stunde immer näher. Ich komme mir mittlerweile ziemlich dämlich vor und versuche auf verschiedene Weise die Kamera irgendwie trotzdem an der Stativplatte zu befestigen. Es gelingt mir nur so halb und die Kamera sitzt nicht richtig fest. Alles andere als optimale Umstände, gerade wenn man die Kamera über eine Brüstung im 40.Stock richtet. Ich kann nicht glauben, dass mir das ausgerichtet hier und jetzt passiert.
Nach dem Ende der blauen Stunde und mit ein paar halbwegs brauchbaren Fotos eile ich erst mal frustiert zurück ins Hotel. Dort wartet zum Glück mein „Zweitstativ“ mit einem kleinen Kugelkopf der nun für den Rest des Trips herhalten muss. Den weiteren Abend bin ich wieder an der Sheikh Zayed Road unterwegs. Gegen 23 Uhr geht es zurück ins Hotel. Die Bilanz des ersten Tages: ca. 13 Stunden unterwegs, 1100 Fotos geschossen.
Ich habe in meiner Euphorie überall draufgehalten in der Angst irgendetwas zu verpassen. In den nächsten Tag wird sich mein Blick etwas schärfen und meine Fotofrequenz zum Glück beruhigen.
Die folgenden Tage haben alle einen recht ähnlichen Ablauf:
Gegen 9 Uhr aus dem Hotel, ab zur Metrostation, Tagesticket kaufen, unterwegs bis ca. 17 Uhr, kurze Pause im Hotel und von 18-23 Uhr wieder unterwegs. Am Montag steht das nahegelegene Dubai Downtown auf dem Plan.
Bei der Eröffnung im Jahr 2010 war das Gelände rund um das höchste Gebäude der Welt noch großteils Baustelle. Heute sind einige Hotels und Wohngebäude fertiggestellt und ergeben zusammen mit Grün- und Wasserflächen eine sehr künstliche und surreale Welt. Die perfekt geschliffenen und sauberen fertiggestellten Welten grenzen direkt an die Baustellen von Business Bay, eine Entwicklungszone für Geschäfts- und Wohngebäude die gerade mitten im Entstehungsprozess ist.
Direkt beim Verlassen der Metrostation Burj Khalifa steht man erst mal zwischen zwei Baustellen im Sand und kann entweder zu Fuß in die Dubai Mall laufen oder sich im klimatisierten Bus dorthin bringen lassen. Ich laufe lieber und erkunde das Gelände, auf der Suche nach den interessantesten Locations.
Mittags der erste Besuch auf der Besucherplattform in 452m Höhe, vorher eine Wanderung durch die riesige Mall um den Zugang zum Turm zu finden. Nicht meine Welt. Oben leider schlechte und diesige Sicht, fast keine Sonne. Zudem zu viele kamerabestücke Touristen. Danach wird das Umfeld weiter erforscht, am Rande der Autobahn geht es ein Stück Richtung Business Bay, vorbei an im Schatten schlafenden Bauarbeitern.
Abends geht es wieder auf die Aussichtsplattform. Es ist sehr viel los, Arbeiten mit Stativ auf Grund des schwankenden Holzbodens nicht wirklich möglich. Auch die Aussicht hat man mittlerweile auf Bildern sehr oft gesehen, so dass ich schnell wieder zurück nach unten fahre und mich lieber dem Umfeld widme. Zum Schluss des Tages noch ein kurzer Abstecher zur Metrostation Business Bay und das war's für heute.
Erstes Sichten des Materials im Hotel und das Verarbeiten der Eindrücke der ersten zwei Tage. Es gibt viel mehr aktive Baustellen als ich mir ausgemalt habe, das freut mich. Der Kontrast zwischen den glänzenden Symbolen Dubais, den unfertigen Projekten und brachliegenden Flächen fasziniert mich ungemein. Überall gibt es noch unbebaute Flächen die Aufnahmesituationen ermöglichen, welche in eng und komplett bebauten Städten wie z.B. New York nicht realisierbar wären. Ich bin gespannt auf die nächsten Tage.
Weiter geht's im nächsten Teil mit Dubai Marina, der Palmeninsel Jumeirah, einem Hubschrauberflug, einer nächtlichen Rundfahrt, einer Metrofahrt durchs Nichts und einem Strandspaziergang.